Vom Song zum Hit

Vom Song zum Hit

Aus Songs werden Emotionen.
Aus Emotionen werden Hits.

Paolo Conte

Geburtsdatum
06.01.1937
Geburtsort
Asti, Italien

Alben

  • Live Collection (2024)
  • Jimmi Ballando
    Pop | Italo
  • Aguaplano
    Pop | Italo
  • Sparring Partner
    Pop | Italo
  • Hemingway
    Pop | Italo
  • Diavolo Rosso
    Pop | Italo
  • Angiolino
    Pop | Italo
  • Blue Tango
    Pop | Italo
  • La Ricostruzione Del Mocambo
    Pop | Italo
  • Via Con Me
    Pop | Italo
  • Max
    Pop | Italo
  • Sotto Le Stelle Del Jazz
    Pop | Italo
  • Lo Zio
    Pop | Italo
  • Chiunque
    Pop | Italo
  • Dancing
    Pop | Italo
  • Gli Impermeabili
    Pop | Italo
  • Nessuno Mi Ama
    Pop | Italo
  • La Negra
    Pop | Italo

Die 1950er-Jahre: Erste Schritte im Musikgeschäft

Paolo Conte wurde 1937 im piemontischen Asti geboren. Der Vater Luigi war ein musikbegeisterter Notar, während die Mutter Carlotta aus einer Familie von Grundbesitzern stammte. Während des Zweiten Weltkriegs verbrachte der junge Paolo viel Zeit auf dem Hof des Großvaters und wurde durch seine Eltern mit dem Klavierspiel vertraut gemacht. Der Vater hatte trotz des Faschismus einige ausländische Platten erworben, wodurch Paolo erstmals mit Jazz in Berührung kam.

Er besuchte das humanistische Gymnasium Vittorio Alfieri in Asti und schloss später das Studium der Rechtswissenschaft an der Universität Parma ab, woraufhin er als Assistent im Studio seines Vaters zu arbeiten begann und gleichzeitig seine Kenntnisse im Musikbereich aufzubessern bemüht war. Mitte der 50er-Jahre lernte er zuerst Posaune, dann Vibraphon, und spielte mit einer Vielzahl lokaler Gruppen, darunter der Barrelhouse Jazz Band, Taxi for Five, Lazy River Band Society, alle am amerikanischen Swing orientiert. Mit der Barrelhouse Jazz Band gründete Conte die USMA („Unione Studenti Medi Astigiani“) mit zugehörigem Klub, bei dessen Treffen die Band einmal in der Woche den gleichaltrigen Mitgliedern Musiker wie Rodgers & Hammerstein, George Gershwin, Cole Porter und Jerome Kern näher zu bringen versuchte. Die Band trat auch weiter in Lokalen auf und nahm an Musikwettbewerben teil. Seine Faszination für den Jazz führte den jungen Conte bis nach Oslo, wo er an der vierten Ausgabe eines internationalen Jazz-Quiz teilnahm und den dritten Platz belegte.
Die 1960er-Jahre: Die Zusammenarbeit mit Vito Pallavicini

Anfang der 60er-Jahre gründete er das Paul Conte Quartet, mit seinem ebenfalls musikbegeisterten Bruder Giorgio Conte am Schlagzeug. Mit der Gruppe wagte er sich erstmals in den Musikmarkt vor, doch die EP The Italian Way to Swing war ein Misserfolg. Unter dem Einfluss von Film und Literatur begann Conte, erste eigene Lieder zu schreiben, oft zusammen mit seinem Bruder. Frühe Beispiele sind Ed ora te ne vai, aufgenommen von Vanna Brosio, und L’ultimo giorno, interpretiert von Carla Boni mit einem Text von Giorgio Calabrese. Wie auch Francesco Guccini begann Paolo Conte hauptsächlich als Songwriter und Arrangeur für andere Musiker. Ein erster Erfolg war dem Lied Chi era lui beschieden, das Eingang auf Adriano Celentanos Album La festa sowie auf die B-Seite der erfolgreichen Single Il ragazzo della via Gluck fand; der religiös inspirierte Text stammte von Mogol und Miki Del Prete. Für Celentano entstanden auch die Nummer-eins-Hits La coppia più bella del mondo (Text von Luciano Beretta und Miki Del Prete) und schließlich Azzurro, mit einem Text von Vito Pallavicini; mit letzterem arbeitete Conte fortan dauerhaft zusammen.

Azzurro wurde ein Klassiker italienischer Musik und Conte nahm es später auch selbst auf, erstmals veröffentlicht auf dem Livealbum Concerti von 1985. 2007 wurde Azzurro in einer Umfrage der Società Dante Alighieri zum international bekanntesten italienischen Lied gewählt, knapp vor Nel blu dipinto di blu von Domenico Modugno. Conte arbeitete auch mit Michele Virano zusammen, woraus weitere Erfolgstitel hervorgingen, wie Insieme a te non ci sto più für Caterina Caselli und Tripoli 1969 für Patty Pravo. Messico e nuvole hingegen wurde durch Enzo Jannacci erfolgreich gemacht. 1968 schrieb er mit Pallavicini und Jazzmusikern wie Enrico Intra und Mansueto Deponti das Lied No amore für Giusy Romeo (später bekannt als Giuni Russo). Ebenfalls mit Pallavicini entstand der Titel La speranza è una stanza für Dalida. Ein weiteres bekanntes Beispiel aus jener Schaffensphase ist Santo Antonio Santo Francisco, geschrieben für Piero Focaccia und Mungo Jerry, die damit beim Sanremo-Festival 1971 antraten.
Die 1970er-Jahre
Die Entwicklung zum Cantautore

Im Jahr 1974, als er bereits mit dem Gedanken spielte, die Musik zugunsten einer juristischen Karriere aufzugeben, entschied Conte sich, auch unter dem Druck seines damaligen Produzenten Italo Greco, seine Lieder auch selbst aufzunehmen. So erschien bei RCA Italiana sein selbstbetiteltes Debütalbum. Als Cantautore zeigte er fortan einen nachdenklichen Stil, oft gepaart mit schneidender Ironie. Kritiker sahen das erste Album als unentschlossen an, wie eine revisionistische Anthologie der in den Jahren zuvor geschriebenen Lieder. Es blieb ohne besonderen Erfolg, auch wenn einzelne Lieder daraus mit der Zeit zu Klassikern seines Repertoires wurden, etwa La ragazza fisarmonica, Una giornata al mare, La fisarmonica di Stradella und vor allem Onda su onda, das sein Freund Bruno Lauzi aufnahm.

Mit dem Lied Sono qui con te sempre più solo begann Conte eine mehrteilige musikalische Saga über den „Uomo del Mocambo“, einen imaginären Barbesitzer, die in späteren Jahren durch La ricostruzione del Mocambo, Gli impermeabili und La nostalgia del Mocambo fortgesetzt wurde. La ricostruzione del Mocambo war Teil des zweiten Albums von 1975, in dem sich Conte nun von den für andere geschriebenen Liedern löste, mit Titeln wie Genova per noi (laut Eigenaussage eines seiner wichtigsten Lieder überhaupt), La Topolino amaranto, Pittori della domenica oder Luna di marmellata. Noch immer stellte sich jedoch kein nennenswerter Erfolg ein und der Musiker begann, nun auch öffentlich aufzutreten.

Zwischen 1976 und 1977 gab er einige Konzerte zusammen mit befreundeten Musikern von RCA, darunter Piero Ciampi, Nada und Renzo Zenobi, doch auch diese fanden wenig Zuspruch. Dafür nahm Nada im selben Jahr drei Lieder von Conte auf: Avanti bionda, Arte und La fisarmonica di Stradella. Außerdem trat er in der Fernsehsendung Il futuro dell’automobile e altre storie von Lucio Dalla auf, wo er am Klavier die Lieder Onda su onda und La Topolino amaranto vortrug, und kümmerte sich um die Arrangements des Albums Danze von Renzo Zenobi. Für Gipo Farassino schrieb er zudem das Lied Monticone.
Der Club Tenco und der Erfolg von Un gelato al limon

1976 lud der Club Tenco Conte erstmals nach Sanremo ein, wo er im Ariston-Theater auftreten konnte. Auf dieser für ihn ungewohnt großen Bühne konnte er seine Lieder erstmals einem größeren Publikum vorstellen und mit den Jahren wurde er (wie Francesco Guccini oder Roberto Vecchioni) ein häufig wiederkehrender Protagonist der Veranstaltung. Vier Jahre nach dem Vorgänger veröffentlichte Conte 1979 das Album Un gelato al limon, das endlich auf den erhofften Zuspruch des Publikums stieß. Der Erfolg ging auf Lieder wie Bartali (gewidmet dem Radrennfahrer Gino Bartali) oder den seiner Frau gewidmeten Titelsong zurück, der im selben Jahr auch von Lucio Dalla und Francesco De Gregori bei ihrer erfolgreichen Tournee Banana Republic präsentiert wurde. Mit diesem Album führte Conte auch einige seiner Markenzeichen ein, etwa den Scat-Gesang oder den Einsatz des Kazoo. Weitere Lieder des Albums waren Dal loggione, Rebus, Angiolino sowie Sudamerica (beim Club Tenco zusammen mit Ivano Fossati, Roberto Benigni und Francesco De Gregori präsentiert). Hervorzuheben ist auch Blue tangos, das 1990 Eingang in den Soundtrack des Films Nouvelle vague von Jean-Luc Godard fand.
Von Paris milonga bis Appunti di viaggio

Am 25. März 1981 organisierte der Club Tenco eine ganztägige Conte gewidmete Veranstaltung, die „Contiana“. Im Rahmen dieser Würdigung stellte der Cantautore auch sein neues Album Paris milonga vor. Roberto Benigni würdigte Conte bei dieser Gelegenheit mit dem ironischen Lied Mi piace la moglie di Paolo Conte. Das Album sollte eines der bekanntesten seiner Diskografie werden, auch durch das Lied Via con me, das auf großen Zuspruch sowohl beim Publikum als auch bei den Kritikern stieß.

Die Single verhalf dem Album auch zu internationalem Erfolg, wobei Contes jazzorientierte Begleitband nicht unerwähnt bleiben darf: Auf dem Album waren Musiker wie Jimmy Villotti und Bruno Astesana vertreten. Weitere wichtige Titel des Albums waren Alle prese con una verde milonga, Boogie (später auch von Ivano Fossati aufgenommen), Blue Haways sowie Madeleine und Parigi. 1981 arbeitete Conte mit Gabriella Ferri auf dem Album Gabriella zusammen, für die er Lieder wie Sola contro un record, Vamp oder Non ridere schrieb.

Weniger als ein Jahr nach dem Erscheinen von Paris milonga veröffentlichte der Cantautore schon den Nachfolger, Appunti di viaggio. Die Themen des Albums waren exotischer und berührten geographisch weit entfernte Realitäten, konkret genannt werden Shanghai, Timbuktu und Sansibar. Letztere Stadt findet Erwähnung im Lied Hemingway, das zu jener Zeit Contes Konzerte eröffnete. Andere Lieder waren Fuga all’inglese, Lo zio, Dancing, Nord, La frase oder Gioco d’azzardo. Hervorzuheben ist auch der Foxtrott im Lied Diavolo rosso, das dem Radrennfahrer Giovanni Gerbi gewidmet ist. 1983 wurde Conte schließlich zusammen mit Alan Stivell, Giovanna Marini und Roberto Vecchioni mit dem Tenco-Preis ausgezeichnet.
Internationale Anerkennung

Zwei Jahre nach Appunti di viaggio meldete sich Conte 1984 mit einer (zum dritten Mal) selbstbetitelten LP zurück. Darauf begann er eine langjährige Zusammenarbeit mit Renzo Fantini, seinem Manager und Produzenten. Das Album gilt als Produkt seiner endgültigen künstlerischen Reife. Viele Titel des Albums wurden rasch zu Klassikern des Cantautore, etwa Gli impermeabili (dritter Teil der Mocambo-Saga), Sparring partner, Come mi vuoi?, L’avance oder Come-di, ein von Cab Calloway inspiriertes Swing-Stück. Das Album war der Black Music Amerikas gewidmet, was besonders im Lied Sotto le stelle del jazz spürbar wird.

Das Album wurde nicht nur von Kritikern gepriesen, sondern verhalf Conte endgültig zu internationaler Aufmerksamkeit. Dadurch verstärkte er seine Live-Tätigkeiten und tourte gleichzeitig durch Italien und Frankreich. Daraus ging das doppelte Livealbum Concerti hervor, aufgenommen während der Konzerte in Lodi (28. Mai), in Perugia (20. Juni) und in Paris (15./16. März 1985). Der Zuspruch des französischen Publikums übertraf Contes Erwartungen weit. Durch den Status Paris’ als kulturelles Zentrum öffnete ihm der dortige Erfolg auch weitere Türen in Europa und er konnte in Deutschland, den Niederlanden und in England auftreten.

Zwei Jahre später trat er auch im kanadischen Montreal auf, weitere Tourneen führten ihn nach Belgien, Österreich, Griechenland und Spanien. Bedeutsam waren auch seine zwei Auftritte im legendären Jazzclub Blue Note in New York. Außerdem nahm Conte an den Jazzfestivals von Montreux, Montreal, Juan-les-Pins und Nancy teil. Mit Paolo Conte Live erschien 1988 ein großteils in Kanada aufgenommenes zweites Livealbum, das auch drei von Conte selbst nie veröffentlichte Lieder enthielt, Vamp, Messico e nuvole und Don't Break My Heart (1985 von Mia Martini als Spaccami il cuore aufgenommen).

In der Zwischenzeit veröffentlichte Conte auch ein weiteres Studioalbum, Aguaplano. Das Doppelalbum enthielt auch Lieder in französischer Sprache wie Le tam-tam du paradis, das für ein Theaterstück von Hugo Pratt entstanden war. Neben dem Titelsong lassen sich Lieder wie Nessuno mi ama, Paso doble, Amada mia oder Non sense hervorheben, ebenso Blu notte, Hesitation oder Max, das auf den Boléro von Maurice Ravel zurückgreift und ein besonders großer Erfolg in den Niederlanden wurde.
Parole d’amore scritte a macchina und 900

Mit den beiden Alben Parole d’amore scritte a macchina (1990) und 900 (1992) begann der Cantautore eine neue kreative Schaffensphase. Ersteres wurde von Kritikern als eines der ungewöhnlichsten aus Contes Werk gesehen, musikalisch stärker experimentell ausgerichtet, voll mit anachronistischen Elementen. Auch das Albumcover stach hervor, mit einem von Hugo Pratt skizzierten Porträt des Musikers auf orangenfarbenem Grund. Neben eher gewohnten Liedern wie Colleghi trascurati, Lupi spelacchiati oder dem Titelsong enthielt das Album speziellere Stücke wie Dragon, Mister Jive (gewidmet Harry Gibson und dem Cotton Club), Ho ballato di tutto oder Canoa di mezzanotte. Außerdem sind erwähnenswert Il maestro sowie Happy Feet, von Wechselgesängen zwischen Chören und Frauenstimmen geprägte Lieder.

Das zweite Album 900 ging hingegen in eine gänzlich andere Richtung. Hier fusionierten verschiedenste Stile und Genres in großangelegten Orchesterklängen, jedoch in der Stimmung des frühen 20. Jahrhunderts. Das Album wurde durch den Titelsong Novecento lanciert, der großen Zuspruch beim Publikum erfuhr. Die Kritiker hingegen zeigten gemischte Reaktionen. Mario Luzzatto Fegiz etwa kritisierte die in diesem Lied deutlich werdende Entwicklung hin zu einem „psychologischen Labyrinth“, zu Hermetismus und ästhetischem Manierismus und zog Vergleiche zu Pasquale Panella (dem Texter von Lucio Battistis Spätphase). Conte legte laut Eigenaussage allerdings mehr Wert auf den Beifall des Publikums als auf positive Reaktionen von Kritikern. Weitere wichtige Lieder des Albums waren Pesce veloce del baltico, Gong-oh (ein von Art Tatum geprägter Tribut an Chick Webb und Sidney Bechet) sowie Una di queste notti. Die musikalisch rückwärtsgewandten Klänge des Albums werden besonders deutlich in Il treno va, Per quel che vale und Chiamami adesso, alle in der typischen Atmosphäre der Café chantants.

In dieser Phase erhielt Conte 1991 auch eine erste bedeutende Auszeichnung außerhalb des Musikbetriebs, mit dem Literaturpreis Premio Librex Montale in der neu geschaffenen Kategorie Poetry for Music, der ihm von einer Jury unter Vorsitz von Carlo Bo verliehen wurde. Nach Conte ging der Preis in den Folgejahren auch an Francesco Guccini, Lucio Dalla, Franco Battiato, Fabrizio De André, Ivano Fossati und Roberto Vecchioni.
Una faccia in prestito und Auslandstourneen

Ende 1995 begann Paolo Conte mit den Aufnahmen für seine neue LP Una faccia in prestito. Dieses zehnte Album, das Konzepte von Aguaplano wiederaufnahm, stieß auf sehr verhaltene Reaktionen bei den Kritikern. In einem Sammelsurium von Ideen wich die italienische Sprache nun teilweise Englisch in Don’t Throw It in the W.C, Piemontesisch in Sijmadicandhapajiee, Neapolitanisch in Vita da sosia oder einem spanisch-amerikanischem Mix in Danson metropoli. Laut Conte geht dieser Sprachmix auf die Tatsache zurück, dass er seine Lieder meistens unter Verwendung bedeutungsloser englischer Sprachelemente komponierte, um die Musik abstrakter zu behandeln, und erst später einen italienischen Text hinzufügte. Auch beklagte er, dass die italienische Sprache häufig seinen metrischen und rhythmischen Anforderungen nicht entsprechen könne, weshalb die Mischung mit anderen Sprachen oft bessere Ergebnisse liefere. Das Lied Elisir aus dem Album fand 2007 Eingang ins Coveralbum Danson metropoli – Canzoni di Paolo Conte von Avion Travel, wo neben Conte selbst auch Gianna Nannini zu hören war. Weitere Lieder des Albums waren Epoca, Un fachiro al cinema, Cosa sai di me? und L’incantatrice. Von Bedeutung sind auch Architetture lontane sowie Quadrille, auf dem der französische Kontrabassist Jino Touche in Erscheinung tritt. Der Titelsong war Earl Hines gewidmet, mit dem Conte einst eine prägende Begegnung hatte.

Der Cantautore setzte auch seine Tourneen fort. Daraus gingen die Livealben Tournée (1993) und Tournée 2 (1998) hervor. Ersteres enthielt Aufnahmen von Auftritten in Hamburg, Paris, Valencia und Monte-Carlo, dazu drei neue Lieder, nämlich Bye, Music, Reveries und Ouverture alla russa. Letzteres konnte gleich fünf neue Lieder vorweisen: Swing, Irresistible, Nottegiorno, Legendary und Roba di Amilcare (gewidmet Contes frühem Förderer und Club-Tenco-Gründer Amilcare Rambaldi). Die Veröffentlichung der Kompilation The Best of Paolo Conte in Amerika, dort von Rolling Stone zum Album des Jahres gewählt, leitete eine erfolgreiche Tournee in den USA ein, wo Conte in New York, Boston, Los Angeles und San Francisco auftrat.
Die 2000er-Jahre
Das Langzeitprojekt Razmataz

Im Jahr 2000 veröffentlichte Conte das Album Razmataz (auch auf DVD), das aus dem gleichnamigen Musical-Vaudeville hervorging, welches er selbst leitete. Die Komödie ging auf das gleichnamige Buch zurück, in dem der Cantautore bereits 1989 Zeichnungen, Noten und Texte vorbereitet hatte. Das ungewöhnliche Langzeitprojekt hatte ihn seit den 70er-Jahren beschäftigt. Neben dem Album präsentierte er Razmataz auch im Radio, was sich zu einem Multimedia-Ereignis weiterentwickelte. Neben dem Soundtrack lieferte Conte auch Malereien, die die erzählte Geschichte begleiteten. Dieses bedeutende Werk erzielte nicht den erhofften Erfolg, auch weil der Cantautore sich bewusst dagegen entschied, es in Analogie zu Riccardo Cocciantes Notre Dame de Paris in ein traditionelles Musical umzuwandeln. Es entstanden auch Versionen in anderen Sprachen (englisch, französisch, spanisch). Mit diesem Werk stellte Conte in jedem Fall seine Fähigkeiten als Maler unter Beweis, mit einem klar avantgardistisch geprägten Stil, der sich besonders an den frühen Carlo Carrà anlehnt.

Inhaltlich erzählt das Werk die Geschichte einer afrikanischen Tänzerin namens Razmataz, die zuerst Erfolg hat und dann unter mysteriösen Umständen verschwindet – eine Metapher auf die Begegnung zwischen dem alten Europa und der jungen „schwarzen“ Musik. Die Komödie ist insgesamt wieder eine Hommage an afroamerikanische Musik. Razmataz umfasst 18 Lieder, darunter Yellow Dog, Java javanaise, Ça depend und The Black Queen. Eines der zentralen Lieder des Werks, It’s a Green Dream behandelte den Traum afroamerikanischer Menschen von ihrer ursprünglichen Heimat Afrika, hier konkret Mosambik. Conte verband in den Liedern Jazz, afrikanische Kultur und klassische Oper.
Elegia

2003 wurde Conte von der Universität Macerata die Ehrendoktorwürde für moderne Literatur verliehen. Zu diesem Anlass hielt er einen Vortrag über Dichtung und Malerei des 20. Jahrhunderts, wobei er seine Vorliebe für den Maler Massimo Campigli erklärte. Zuvor hatte er bereits angekündigt, auch bald wieder zur Musik zurückzukehren.

Zunächst erschien die Kompilation Rêveries für den internationalen Markt, dann meldete sich der Musiker 2004 mit dem neuen Album Elegia zurück, erstmals beim Label Atlantic. Leitmotiv des Albums ist die Sehnsucht, gepaart mit ironischen Momenten, fernen und verlorenen musikalischen Welten zugewandt, mit denen Conte sich nun wieder zu messen versuchte. Deutlich werden diese Themen in La nostalgia del Mocambo, das mit einem instrumentalen Intro im Bossa-Nova-Rhythmus beginnt und sich immer weiter steigert. Hervorzuheben sind auch Non ridere (bereits von Gabriella Ferri aufgenommen), der Titelsong, Sonno elefante und Sandwich Man. Abschluss des Albums bildet La vecchia giacca nuova, in dem das Cabaret und Theater der 1920er-Jahre analysiert werden.

Ein Jahr später erschien das Livealbum Live Arena di Verona. Im Gegensatz zu früheren Livealben handelte es sich hierbei um den Mitschnitt eines einzelnen Konzerts – jenes vom 26. Juli 2005 in der Arena von Verona. Neu darauf zu hören war Cuanta pasión, mit der Beteiligung des Gipsy-Kings-Gitarristen Mario Reyes und der Sängerin Carmen Amor. Nach 37 Jahren schrieb Conte auch erstmals wieder ein Lied für Adriano Celentano, das den Titel L’indiano trug und ein Porträt des Sängers und seiner Eigenarten darstellte.
Zwischen Malerei und Musik

Im Februar 2007 übertrug die Gemeinde Asti Conte die Aufgabe, die zwei traditionellen Sendalli mit Darstellungen des Heiligen Secundus von Asti zu malen, die bei der 40. Ausgabe des Palio di Asti, einem Volksfest zu Ehren des Heiligen mit abschließendem Pferderennen, zum Einsatz kamen. Damit erhielt er nun auch als Maler mehr öffentliche Aufmerksamkeit. Im Mai desselben Jahres wurde ihm von der Accademia di belle arti di Catanzaro (Kunstakademie in Catanzaro) die Ehrendoktorwürde in Malerei verliehen. Mehrmals präsentierte er seine Werke auch auf Ausstellungen, oft zusammen mit anderen Künstlern (etwa 2006 in der Engelsburg, wo auch Bilder von Dario Fo, Franco Battiato, Gino Paoli und Tony Esposito zu sehen waren).

2008 kehrte Conte mit einem neuen Album auch als Musiker zurück, Psiche. Die erstmalige Präsentation fand in Paris statt, wo der Musiker vom Symphonieorchester von Île-de-France unter der Leitung von Bruno Fontaine begleitet wurde. Es folgte eine ausgedehnte Europatournee. Während das Album thematisch bekannte Wege einschlug, führte es neue Klangwelten ein: Curzio Maltese hob in La Repubblica den erstmaligen Einsatz von Elektronik in Form von Synthesizern hervor. Unverkennbar blieb jedoch Contes Hang zum Exotismus. Unter den Liedern gab es sehr melodiöse wie L’amore che, Intimità oder Psiche, komplexere wie Danza della vanità, Big Bill, Silver Fox oder das von Soul und Gospel geprägte Il quadrato e il cerchio. Im selben Jahr erschien des Weiteren Paolo Conte Plays Jazz bei Sony, eine Sammlung swinglastiger Klassiker des Musikers, inklusive der gesamten EP The Italian Way to Swing von 1962.
Die 2010er-Jahre: Neue Veröffentlichungen

Schon 2010 legte Conte beim Label Platinum sein 14. Studioalbum Nelson vor. Der Titel bezog sich auf den 2008 gestorbenen Familienhund, der auf dem vom Künstler selbst angefertigten Titelbild zu sehen ist. Ein weiteres Mal verwendete er eine Vielzahl von Sprachen in den Liedern des Albums, Französisch in C’est beau, Neapolitanisch in Suonno e’ tutt’o suonno, Englisch in Bodyguard of Myself und Spanisch in Los amantes del Mambo. Weitere bedeutende Titel des Albums sind Tra le tue braccia, Galosce selvagge, Clown und Sotto la luna bruna. Die Single L’orchestrina war dem in jenem Jahr verstorbenen Musiker und Fernsehmoderator Dino Crocco gewidmet. Botschaft des Albums ist eine Ablehnung von negativen Auswüchsen des Alltags, wovon Conte in einem Interview Treulosigkeit, Boshaftigkeit, Vulgarität und schlechten Geschmack als Beispiele nannte. Gewidmet ist das Album seinem Anfang 2010 verstorbenen langjährigen Produzenten und Mitarbeiter Renzo Fantini.

Als nächstes veröffentlichte der Musiker die Kompilation Gong-oh (mit dem neuen Lied La musica è pagana). Nachdem Ivano Fossati seine Karriere für beendet erklärte (ein Jahr später folgte auch Francesco Guccini), ließ Conte es offen, wie lange er noch als Cantautore aktiv bleiben würde. Noch im selben Jahr wurde ihm von der Stadt Paris die Grande medaille de Vermeil verliehen. Im Oktober 2014 erschien das neue Studioalbum Snob. Auch in den 15 Liedern dieses Albums fand sich wieder unterschwellige Kritik am (italienischen) Alltag, Conte sah einen kulturellen Tiefpunkt gekommen. Die titelgebende Figur des Snobs stellt für ihn eine Kategorie „außergewöhnlicher“ Personen dar, wobei er selbst dabei dem Dandy den Vorzug geben würde. Die Single Tropical verwies hingegen einmal mehr auf seinen Hang zum Exotismus, so wie auch die Lieder Argentina, Si sposa l’Africa sowie Donna dal profumo di caffè. Weitere Lieder des Albums waren Tutti a casa und Maracas, letztere mit Strophen im Genueser Dialekt. Dem Album folgte eine weitere internationale Tournee des Cantautore, die neben Rom und Mailand auch Städte wie Wien, Paris, Amsterdam und Frankfurt berührte.

2016 erschien mit Amazing Game erstmals ein rein instrumentales Album. Es handelte sich um eine Sammlung von Raritäten, teilweise noch aus den 90er-Jahren. 2017 wurde Conte als Honorarprofessor für „Musikalische Ausdrucksformen der Gegenwart“ (Linguaggi musicali della contemporaneità) an die Universität Parma berufen, außerdem verlieh ihm die Universität Pavia die Ehrendoktorwürde in Musikwissenschaft. Im selben Jahr legte er mit Zazzarazàz – Uno spettacolo d’arte varia ein umfangreiches Boxset vor.

© Chartsurfer, https://www.chartsurfer.de/artist/paolo-conte/biography-frgvc.html, abgerufen am 08.04.2022